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CityGlow Hamburg Februar 2022

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Erstellt für die, die eine gute und exklusive Mischung aus regionalen Themen aus Hamburg und Umgebung schätzen. Hier erfahren Sie nicht nur das Neuste aus der Mode und Luxuswelt sondern auch Freizeit, Kunst, Kultur, Wohnen und kulinarisches findet hier Platz. Genießen Sie jede Seite unseres Januar Magazins.

Miss Mutig im Interview

Miss Mutig im Interview Harte Schicksale und neue Visionen Sensible Themen schieben Menschen gern bei Seite oder erklären sie zu Tabus, um sich nicht mit Ihnen befa ssen zu müssen. Viele wollen die Wahrheit nicht hören oder sehen – solange es sich um eine umnehme handelt. Eine glitzernde, heile Welt passt besser in unser Denken als die Konfrontation mit den dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Am wichtigsten scheint es, immer zu funktionieren. Weitermachen, den Alltag überstehen und im Job weiter physisch anwesend ist. Doch was für Abgründe und Katastrophen im Inneren lauern, verbirgt sich meist hinter einer Maske des Schweigens. Ein Pokerface gegen den Zusammenbruch. Doch eine Frau bricht ihr Schweigen. Sie zeigt nicht nur das strahlende Äußere auf Social Media. Sie ist Unternehmerin, Finanzexpertin und Opfer sexueller Gewalt. In den Medien machte sie bereits Furore mit ihrer offenen Art und dem konfrontierenden Ansatz mit einer so persönlichen wie auch belastenden Thematik. Sie will den Opfern eine Stimme geben und andere ermutigen über ihr Leiden zu sprechen. Wir sprachen mit Lena Jensen über ihren Weg und ihre Ziele. 24 CITYGLOW

Hallo Lena, bitte stelle dich doch einmal kurz vor. „Ich bin Lena Jensen, 28 Jahre, arbeite im männerdominierten Bereich Finanzen, setze mich dort für Aufklärung am Finanzmarkt ein und berate unter dem Motto „Finanzen mit Herz“ und wohne im schönen Hamburg. Meine Kindheit und Jugend habe ich in Schleswig-Holstein an der Küste verbracht. Die Verbindung zum Meer ist in vielerlei Hinsicht ein Symbol meines Lebens, denn mein Lebensmotto war schon immer: Da wo die Angst ist, dort ist der Weg. Und da eine meiner größten Ängste das Wasser war, war es nur noch verrückter, dass ich doch eben genau diese Angst jeden Tag vor Augen hatte. Ich stehe im Leben dafür, an Wunder zu glauben und daran fest zu halten! Mir selbst wurde sehr oft im Leben gesagt, dass ich etwas nicht schaffe. Aber ich habe gelernt, nur, weil sich jemand etwas nicht vorstellen kann, sagt es nichts über deine Potentiale aus, vielmehr ist es Ausdruck seiner eigenen Grenzen. Schon als Kind habe ich gedacht, dass ich niemals so engstirnig werden möchte wie alle großen Menschen um mich herum. Ich wollte mir den Glauben an das Gute bewahren, trotz aller Dunkelheit die mich umgab. Und das tue ich bis heute, denn, wenn du nicht selbst daran glaubst, wer soll es dann für dich tun? Daher gebe ich jedem mit auf dem Weg: Sei mutig, du hast nur diese begrenzte Zeit auf der Welt. Gehe los und scheitere, fall hin und steh wieder auf, das ist das Leben.“ Was treibt dich jeden Tag an? „Es gab eine Zeit, da musste ich mich fast überreden, das Bett zu verlassen. Ich bin aufgewacht und habe nur daran gedacht, was für einen Sinn soll es haben jetzt aufzustehen. Ich fühlte mich teilweise gelähmt und leer. Sowas nennt man auch Depressionen. Damals wusste ich nicht, was es war. Ich habe dann irgendwann angefangen nur die Sachen zu machen die mir guttun und mich stark mit mir selbst beschäftigt und herausgefunden, was ich eigentlich will. Dann habe ich mein Leben um mich herum so aufgebaut, wie ich es mir gewünscht habe, mit kleinen Schritten. Auf einmal stand ich jeden Tag mit einem Grinsen auf und wollte abends nicht mal mehr ins Bett. Denn das wahre Leben wurde schöner als jeder Traum.“ Was sind deine Herausforderungen? Wo siehst du die größten Hürden? „Meine größte Herausforderung ist es, auch in meiner Zielstrebigkeit immer weiter zu wollen und an Zufriedenheit zu gelangen.“ Hast du ein besonderes Erlebnis, das du erwähnen wollen würdest? „In meiner Kindheit wurde ich über mehrere Jahre von Menschen, die mir sehr nahestanden, sexuell Missbraucht. Das beeinflusst mein gesamtes Leben bis heute. Da die Täter bis heute nicht verurteilt worden sind und weiterhin seit 20 Jahren Kinder missbrauchen dürfen, setze ich mich ein, das Schweigen zu brechen und den Schutz der Täter zu nehmen. Denn vor allem eins nutzen Täter oft: Die Angst der Betroffenen und Angst kann vor allem eins: lähmen. Daher ist mein Wunsch, dieses Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen und damit zukünftige Kinder zu schützen. Momentan ist die Gesetzeslage so: wenn man eine Ratte auf brutale Weise tötet, bekommt man drei Jahre; wenn man die Tochter eines Bekannten missbraucht, 24 Monate. Momentan hat also eine Ratte mehr wert als ein Kind. Das muss sich ändern. Durch dieses Erlebnis und den Prozess hatten wir als Familie wenig Geld. Daher wusste ich früh, Finanzen sind eine Existenz, also vor allem auch ein soziales Thema. Deshalb setze ich mich in diesem Beruf besonders ein.“ Was sind deine Pläne für die Zukunft? „Ich möchte dieses Jahr meine große Lieben Lukas heiraten und irgendwann Kinder in diese hoffentlich bessere Welt setzen. Ansonsten werde ich nie aufgeben, meine Vision weiter zu tragen und immer an meinen Werten festhalten.“ lenajensn CITYGLOW 25

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